Denkmäler und Zeitzeugen um und in Waldbrunn

 

Waldbrunn in Unterfranken – 12 km westlich von Würzburg – kann mit seiner Geschichte nachweislich bis ins Jahr 1164

zurückblicken. Zusammen mit dem einstigen karolingischen Königshof Albstatt (Kirchdorf) gelangten die Weiler Waldbrunn und Haselbrunn damals durch Tausch in den Besitz des Klosters Oberzell. Der heute noch in unserem Ortskern erhaltene Klosterhof (Privatbesitz) zeugt von rund sechshundertvierzig Jahren Dorfherrschaft bis zur Säkularisation 1803.

Aber auch sonst deuten noch eine Vielzahl stummer Zeitzeugen in Wald und Flur (wie auch im Ortsbereich) auf geschichtliche Abläufe und Lebensweisen unserer Vorfahren.

 
Die 1997 gegründete Interessengemeinschaft Freundeskreis Waldbrunner Denkmäler hat es sich zur Aufgabe gemacht, zusammen mit weiteren Freiwilligen den Fortbestand dieser wichtigen Beweise zu sichern und deren historischen Hintergründe aufzuarbeiten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Haselbrunnen

Das „Haselbrünnle“ im Walddistrikt Neuesee, welches an den verschwundenen Weiler Haselbrunn erinnert, speiste früher sogar eine Mühle. Als der letzte (Hasel-)Hof gegen Ende des 17. Jh. in Flammen aufging, war dessen Niedergang endgültig besiegelt.
Die Flächen (wie auch größtenteils die vom ebenfalls untergegangenen Albstatt) wurden seinerzeit der Waldbrunner Gemarkung einverleibt.

Seit jeher ranken sich viele Erzählungen um diese mythische Stätte auf halbem (Rad-)Weg nach Oberaltertheim, wo wir durch eine größere Erhaltungsmaßnahme in den Jahren 2001/02 wieder alte Anziehungskraft zurückgeben und erneut den Stellenwert untermauern konnten.

 

 

 

 

Die Kriegsgräber von 1866

Die Endphase des Bruderkrieges von 1866 zwischen Preußen und Österreich mit ihren Verbündeten hatte auch in unserer näheren Region bedauerliche Spuren hinterlassen. Die gefallenen Krieger wurden teils in Friedhöfen, aber auch in Massen- und Einzelgräbern über das weiträumige Kampfgebiet verstreut, zur letzten Ruhe gebettet.

Etliche Soldaten sind auch in unseren westlichen und südlichen Waldungen unter die Erde gekommen. Die vier noch vorhandenen Einzelgräber in den Abteilungen (Helmstadter)Höhe, Hü(h)nerberg (2) und Johanniterholz am Forsthaus Irtenberg konnten wir 2010 nun endlich namentlich zuordnen.

Schon einige Jahre zuvor wurde nach Wiederherstellung der Grabstätten von drei bayerischen und eines hessischen Soldaten auch die künftige Pflege von den Waldbrunner Denkmalfreunden übernommen.

 

 

 

 

 

Das alte Wasserhaus von 1901

Von stetiger Wassernot geprägt, fand mit Entdeckung der „Grundloch-Quelle“ 1898 in der Flurabteilung „Am Pfisterhölzlein“ (nahe der BAB-Auffahrt Frankfurt) die ewige Sucherei um mehr Wasser für wachsende Bevölkerung und Vieh damals ein glückliches Ende. Das 1901 fertiggestellte Maschinenhaus musste eine Pumpstrecke von über 2 km zu einem 80 m höher liegenden Hochreservoir an der „Mehlen“ bewältigen.
Waldbrunn war mit Verwirklichung dieser „Hochdruckanlage mit künstlicher Förderung“ die erste Ortschaft im Bereich des damaligen Bezirksamtes Würzburg! (Der Nachbau des Wasserdenkmals von 1905 am Dechant-Faulhaber-Platz gegenüber der Kirche gibt hiervon reichlich Zeugnis.)

Das alte Wasserhaus wurde 1968 stillgelegt und 1998/99 von uns grundlegend renoviert.

 

 

 

 

 

Das Jagdschlösschen von 1724

Ein Polizei-Hubschrauberpilot entdeckte im Sommer 1990 die Grundmauern des ursprünglich unvollendeten „Jagdhaus Mädelhofen“, weil spärlicher Bewuchs mitten im Getreidefeld durch Schattenwirkung Gebäudeumrisse andeuteten.
Kein geringerer als Balthasar Neumann zeichnete 1724 verantwortlich für Planung und Ausführung durch seinen Würzburger Auftraggeber, Fürstbischof Johann Philipp Franz von Schönborn, dessen jäher Tod noch im gleichen Jahr auch alle Bautätigkeiten stoppen ließen. Mangels Interesse des Nachfolgers wurde schon im Folgejahr das bereits bis zum Erdgeschoss errichtete Bauwerk zu Füßen des „Brunnrains“ (leider) wieder abgebrochen.

Willens der Gemeinde Waldbrunn und der Behörden konnte die Anlage durch Freilegung und Restaurierung der Grundmauern nahe der „Pfetzer“-Quelle (Biotop) und des Radweges dann Mitte 1996 im Rahmen einer regionalen Großveranstaltung nun auch der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

 

 

 

 

 

Der Köhlerbrunnen

Im Norden grenzt Waldbrunn an den Probstforst, dem einstigen Kloster- (bis 1803) und seitherigen Staatswald. Die Abteilung „Köhlersbrunn“ verweist auf wenigstens einen hier früher ansässigen Köhler, da Wasser für den täglichen Bedarf und für sein (mittlerweile ausgestorbenes) Handwerk unerlässlich war.

Die Quelle 200 m abseits vom Radweg ist jedoch seit mindestens zweihundert Jahren versiegt und bis zum Sommer 2003 erinnerte lediglich eine Erdmulde noch daran. Der kreisförmige Natursteinkranz wurde dann teilweise wieder von den Denkmalfreunden freigelegt, ein Stück aufgemauert und mit einem dominanten Abdeckgitter versehen.

Seither lädt auch eine Ruhebank zu einer stillen Verschnaufpause an diesem idyllischen Plätzchen ein.

(Grundmauerreste der Köhlerhütte waren leider in den 1970er Jahren dem neuen Wegebau zum Opfer gefallen.)

 

 

 

 

 

Historisches und kulturelles Erbgut auch im Ortsbereich...

In jüngster Zeit – mitunter auch im Rahmen des Städtebauförderprogramms – vollzog sich auch in unserem unmittelbaren Ortsbereich an einer Reihe von „historischen Vermächtnissen“ eine Renaissance.
So wurden die zwei Dorfbrunnen wieder geöffnet, ein vor Jahrzehnten verschwundenes Wasserdenkmal wieder originalgetreu nachgebaut, vier Bildhäuschen oder Wegkapellchen neu versetzt, ein Wegkreuz und drei Bildstöcke restauriert und noch einige „verstaubte“ Exponate wieder aufgemöbelt, unterstützt durch Spenden und Zuschüsse – getreu dem wachsenden Leitbegriff:

>Denkmalpflege ist Heimatpflege<

Ein lohnender Rundgang durch unsere fränkische Ortschaft zwischen Spessart und Steigerwald wird dies gerne und nachhaltig bezeugen.

 

 

Text und Bild: Elmar Mager

 

 

 

 

 

Auszug aus der Topographischen Karte 1:25000
(Copyright Bayerisches Landesvermessungsamt München)

 

 

Kriegerdenkmal der Gde. Oberaltertheim von 1867 am Waldrand "Pfaffenschlag"

Hier fanden im „Deutschen Krieg“ oder „Bruderkrieg“ sechs bayerische und zwei preußische Soldaten ihre letzte Ruhestätte. Am Jahrestag, 25. Juli 1867, wurde das Grabmal im Beisein von 3 bayerischen und 20 preußischen Offizieren eingeweiht.

Nachdem wir schon länger eine dringend notwendige Sanierung empfohlen hatten, kam ein Sturm der anstehenden Restaurierung zuvor und zerstörte es. Jedoch haben Freiwillige aus Oberaltertheim daraufhin in beachtlicher Weise einen originalgetreuen Nachbau geschaffen, welcher dann 2006 versetzt werden konnte.

 

 

Hoheitssäulen v. 1584 an der Grenze Baden-Württemberg/Bayern im Irtenberger Forst

Nach endlosen Grenzstreitigkeiten mit den kurmainzischen Nachbarn wurden unter Fürstbischof Julius Echter (1573-1617) etwa 150 m südlich der urspünglichen "Geleitstraße" (heute St 578/Romantische Straße) an der einstigen "Weinstraße" (historischer Handelsweg vom badischen Taubertal in den Ochsenfurter Gau) die beiden Geleitsäulen oder Zollstöcke mit Inschriften und Wappen der damaligen Machtinhaber errichtet.

Der Freundeskreis Waldbrunner Denkmäler gab auch hier den Anstoß zur längst überfälligen Generalsanierung der über vier Meter hohen seltenen Kulturdenkmäler aus rotem Sandstein im Jahre 2006 durch den Freistaat Bayern.

 

 

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